Im Oktober 2010 begann ich mein Bachelorstudium in Biochemie an der Universität Greifswald. Neben den wissenschaftlichen Herausforderungen des Studiums entwickelte ich schnell ein starkes Interesse an der Hochschulpolitik. Die geringe Wahlbeteiligung und das spürbare Desinteresse vieler Kommilitonen motivierten mich, aktiv zu werden und Veränderungen anzustoßen.
Die Herausforderung: Politikverdrossenheit und niedrige Wahlbeteiligung
Zu Beginn meines Engagements war die Politikverdrossenheit unter den Studierenden deutlich spürbar. Die Wahlbeteiligung an der Universität Greifswald lag bei lediglich 8,65 % . Viele Kommilitonen waren der Ansicht, dass ihre Stimme keinen Einfluss habe. Doch genau das motivierte mich und mein Team: Wir wollten das ändern und die Studierenden davon überzeugen, dass ihre Beteiligung einen Unterschied machen kann.
Erste Erfolge: Wahlen 2011 und 2012
Im Jahr 2011 trat ich erstmals bei den Gremienwahlen an und wurde in den erweiterten Senat gewählt. Dabei erhielt ich 306 Stimmen und sicherte mir einen der sechs Sitze für die „Solidarische Universität“ . Diese Erfahrung zeigte mir, wie wichtig es ist, die Anliegen der Studierenden in die universitären Gremien zu tragen.
2012 konnten wir unseren Einfluss weiter ausbauen. Ich erhielt 438 Stimmen und wurde erneut in den Senat gewählt . Wir setzten uns für mehr Transparenz und bessere Mitbestimmungsrechte ein, was bei vielen Studierenden auf positive Resonanz stieß.
Der Höhepunkt: 10 von 12 Sitzen im Senat (2013)
Im Jahr 2013 erreichte die „Soli-Liste“ ihren größten Erfolg: Wir gewannen 10 von 12 Sitzen im Senat. Ich erhielt 399 Stimmen und sicherte mir erneut einen Sitz . Dieser Sieg war ein bedeutender Meilenstein und zeigte, dass unsere Bemühungen, die Studierenden stärker in die Hochschulpolitik einzubinden, Früchte trugen. Die große Unterstützung der Studierenden war für mich ein klarer Beweis, dass Engagement und Beharrlichkeit wirklich etwas bewirken können.
Verantwortung in der Forschungskommission und Studienkommission
Neben meinen Aufgaben im Senat wurde ich mehrfach in die Forschungskommission gewählt, wo ich schließlich als stellvertretender Vorsitzender diente. In dieser Rolle arbeitete ich eng mit Prof. Dr. Uwe Bornscheuer zusammen, der die Kommission leitete. Diese Position ermöglichte es mir, die Perspektive der Studierenden in wichtige Forschungsfragen und Entscheidungen einzubringen.
Zudem war ich Mitglied der Studienkommission, wo wir uns auf die Verbesserung der Studienbedingungen und die Weiterentwicklung der Studiengänge fokussierten. Diese Arbeit bot mir die Möglichkeit, direkt Einfluss auf die Studieninhalte und -strukturen zu nehmen und gemeinsam mit anderen Mitgliedern nachhaltige Verbesserungen zu erreichen.
Wichtige Errungenschaften während meiner Amtszeit
Während meiner Zeit im Senat konnten wir mehrere wichtige Initiativen umsetzen:
•Mehr Wahlfreiheiten bei neu eingeführten Studiengängen (e.g., beim Master of Science – Biochemie & dem Master of Science Molekularbiologie & Physiologie). Die Einflussnahme hier war nur möglich, weil ich zuvor im Senat in das entsprechende Gremium gewählt wurde.
•Förderung von Nachhaltigkeitsprojekten: Wir setzten uns für die Implementierung von Nachhaltigkeitsinitiativen auf dem Campus ein, darunter Recyclingprogramme und die Förderung umweltfreundlicher Verkehrsmittel.
Exkurs Die „Soli-Liste“ und ihre Mitglieder
Die „Soli-Liste“ war ein Zusammenschluss engagierter Studierender, die sich für eine solidarische und gerechte Hochschulpolitik einsetzten. Neben mir waren auch andere aktive Mitglieder Teil der Liste, darunter Erik von Malottki, der später Mitglied des Deutschen Bundestages wurde. Unser gemeinsames Ziel war es, die Interessen der Studierenden effektiv zu vertreten und positive Veränderungen an der Universität zu bewirken.
Abschluss des Studiums und Umzug nach Berlin
Im Jahr 2013 schloss ich mein Biochemiestudium in der Regelstudienzeit erfolgreich ab. Mit dem Abschluss meines Studiums endete auch meine aktive Zeit in der Hochschulpolitik. Nach dem Studium zog ich nach Berlin, um dort neue berufliche Herausforderungen anzunehmen. Die Erfahrungen und Erfolge aus meiner Zeit in Greifswald prägen jedoch bis heute mein Verständnis von Engagement und Mitbestimmung.
Hochschulpolitik als Weg zu mehr Mitbestimmung und Engagement
Meine Zeit im Senat der Universität Greifswald hat mir nicht nur wertvolle Einblicke in die Hochschulpolitik gegeben, sondern auch meine Überzeugung gestärkt, dass wir alle die Möglichkeit und die Verantwortung haben, Veränderungen anzustoßen. Auch heute motiviert mich dieses Erleben, mich weiterhin für Transparenz, Mitbestimmung und die Interessen der Gemeinschaft einzusetzen.